Farbgefühl | Emotionalität | Transzendenz

Psycolorism stellt mit seinen spezifischen Farbkombinationen eine direkte Einsicht zu psychologisch-metaphysischen Welten her.

malerei in der form

des psycolorism

Bedeutung des Psycolorism: Erweckung

Der von mir benannte ,Psycolorism’ [sai-kolor-ism] wird erzeugt durch Farbkombinationen, die den Betrachter vor allem tiefenpsychologisch sowie im Sehnen seiner Seele berühren. Werden dazu – als derzeit wohl treffendstes Beispiel – die ab 1984 sukzessive erhältlichen Farbpaare des so genannten Aura-Soma Farbensystems verwendet, kann im geeigneten Fall gar so eine tiefliegende biophysikalische (zelluläre) Ebene des Betrachters angesprochen werden, dass heilsame Wirkungen möglich sind; denn das Innere des Menschen wird auf seinen Daseins-Ebenen angesprochen, berührt und betroffen gemacht, und brachliegende potentielle Kräfte für Erneuerungen werden erweckt. 

In die Entwicklung des Aura-Soma Farbensystems hat die Engländerin Vicky Wall (1918-1991) unter anderem die Theorie der Chakren und ihrer spezifischen Farben einfliessen lassen; Chakren sind Hauptenergie-Zentren unseres Körpers.

Hineingeboren in eine Zeit in der – getriggert durch rasante Informationstechnologie & Transportwesen – für den Einzelnen Begriffe wie zum Beispiel seelische Geborgenheit, Geduld, liebevolle Güte, Zugehörigkeit oder Heimat zusehends zu Fremdwörtern werden, kommt dem Begriff des ,Seelischen’ hohe Bedeutung zu. Entsprechend habe ich bei der Etablierung des Psycolorism neueste Forschungsergebnisse aus Psychologie und Geisteswissenschaft des 20. Jahrhunderts mit einbezogen.

 

Beginnen muss ich die konkreten Ausführungen mit einem bedeutungsvollen Hinweis auf die Persönlichkeitsstruktur des Humanen: Mir selber sind nicht sehr viele Menschen bekannt, die den Fachbegriff des ,Es’ von dem des ,Ich’ und diesen von dem des ,Selbst’ kategorisch zu unterscheiden wissen, und meinen sie das zu beherrschen, sorgt der in der Psychologie an sich etablierte aber eher wenig bekannte Begriff des ,Über-Ich’ bestimmt für Verwirrung. Und sollte man dann noch das sogenannte ,Höhere Selbst’ hinzufügen, so würde die Überforderung vermutlich komplett – vertan die Einsicht!

Diese Verwirrung wird noch zusätzlich geschürt durch die im Deutschen geläufigen und aus dem Englischen stammenden Begriffe ,Heart’ und ,Soul’, die bei uns aber leider in kunterbunter Mischung Verwendung finden, sprich oft verwechselt werden. Dabei meint ,Heart’ doch kategorisch das ,Über-Ich’ und ,Soul’ meint ganz gezielt das ,Höhere Selbst’, das übrigens in professionellen Kreisen vorzüglich auch mit dem Begriff des ,Seelen-Selbst’ bezeichnet wird. Damit will gesagt sein, dass der Psycolorism ein Malstil ist, der auf ein geistiges Konzept baut, das in oben genannte Verwirrung Struktur und Ordnung bringt. Diese Tatsache wird sich als wesentlich erweisen, wenn wir ihn mit Malstilen wie dem des Surrealismus oder dem des Expressionismus vergleichen (siehe unten).

 

Psycolorism will eine Richtung bildender Kunst heranziehen, die sich als eine Art Lebensleistung sieht und etabliert: Leistung meint den Fluss von Energie, und das verlangt nach Kräften. Kräfte wiederum können dort entstehen und wirken, wo Spannungsunterschiede vorhanden sind. In der Malerei kennen wir den Begriff der Farbspannung. Farbspannung kommt vom Farbenkreis her: komplementäre Farben liegen einander diametral gegenüber und garantieren höchst mögliche Farbspannung innerhalb einer Komposition. Der Psycolorism hebt diese Art von Spannung – sprich von potentieller Energie – nun auf höhere Daseinsebenen als die biophysikalischen an: Energie wird auf höheren Ebenen als bisher konzentriert aufgeladen und im Malakt entladen und dem Betrachter dann zur Verfügung gestellt. Solche Bild-Information ist, abstrakt formuliert, strukturierte Energie, die vorhandene Chakren als Energie-Zentren unseres Körpers anspricht. So betrachtet sind psycoloristisch gemalte Bilder immer auch starke Energiebilder, mit dem Potential den Betrachter innerlich zu berühren und aus tiefer Ebene heraus zu erwecken.

 

In letzter Konsequenz geht es dem Psycolorism – im Rahmen der bildenden Kunst – darum, Liebe (das Kernthema aller Religionen) mit Wahrheit (das Kernthema aller Wissenschaften) näher zusammenzubringen. Weitere Erläuterungen dazu findet der geneigte Leser im dritten Teil mit dem Titel «Der Psycolorism lässt ausblicken».

 

historische entwicklung

des psycolorism

Das Schaffen eines jeden Künstlers ist immer auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und damit zwangsläufig auch als Reaktion auf die politische, gesellschaftliche, ökologische, technologische, ökonomische, religiöse und philosophische Umwelt zu verstehen.

Die Gründung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich im Jahre 1855 reflektiert hierzulande den Beginn des Maschinenzeitalters, und namentlich der Foto-Apparat hat der Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts die Freiheit beschert, sich von der traditionellen Rolle des wirklichkeitstreuen Abbildens der Natur zu entledigen.

 

Die nachfolgend kurz zu streifenden Malepochen wie die des Impressionismus, des Dadaismus, Kubismus, Surrealismus, Futurismus, Suprematismus und Expressionsimus waren alle auf ihre eigene Weise zu Teilen 

- Protest gegen gesellschaftliche Traditionen

- Bruch mit akademischen Lehrmeinungen

- Reaktion auf technisch-wissenschaftliche Errungenschaften

- Antwort auf die Tragik von Kriegen mit geschichtlichem Ausmass

- Hoffnungsbekundung auf eine kosmische Dimension der Menschenwürde hin.

 


Impressionismus

 

 

Der Impressionismus (1870-1920) brach mit der akademischen Lehrmeinung der Malerei als reine Abbildungsfunktion. Er stellte das Licht und seine Atmosphäre vor die Bedeutung der Farbe: Farbe wurde zum Träger von Licht. Die traditionelle Kompositionslehre wurde aufgegeben zu Gunsten eines zufällig gewählten Bildausschnittes, und diese Zufälligkeit des Ortes wurde wirkungsvoll ergänzt durch die Unmittelbarkeit der Zeit: Impressionisten versuchten gerne die Atmosphäre des Augenblicks malerisch einzufangen und es entstand zum ersten Mal eine Art subjektiver Realismus.

 


Dadaismus

 

 

Der Dadaismus (1916-1970+) richtete sich gegen das Konventionelle, im besonderen gegen die bürgerliche Kultur und ihr Wertesystem rund um den 1. Weltkrieg. Themen wie Schönheit oder Abstraktion gerieten in einen Sog satirischer Überspitzung, die zuweilen in ein absurdes Weltbild uferte.

Absurdität war auch ein Gefühl in der damals heranwachsenden Welt der Quanten-physik, die erkannte, dass bislang für absolut gehaltene konkrete Bilder elementarer Teilchen gezwungenermassen – in der Mathematik ,imaginär’ genannten – Wellen-funktionen weichen mussten, die in der Atomphysik einzig noch Wahrscheinlichkeits-Interpretationen von Teilchenzuständen zuliessen. Einstein zum Beispiel versuchte dieser Absurdität mit dem Ausspruch ,Gott würfelt nicht’ zu begegnen. 

 

Diese Situation entsprach offenbar einer Koinzidenz zwischen Kunst und Wissenschaft.

 


Kubismus

 

 

Im Kubismus (1907-1914, mit Einfluss bis tief in die Mitte des 20. Jahrhunderts) wurde der Bruch mit der Perspektive wahr. Die Idee der Zentralperspektive ging auf die Renaissance zurück, als die Malerei die Perspektive erkannte, und damit einen unglaublichen Schub an Wissenschaft und Forschung auslöste: Indem sie den Raum selbst zum Objekt machte, wurde er zum Forschungsgegenstand! Entsprechend wurden Disziplinen wie Anatomie, Weltenraum-Forschung, Meeresraum-Erkundung, Analyse des Körperraums mit seinen Blut- und Nervenbahnen, Mikrokosmos uam. sukzessive etabliert!

 

Dieser Bruch war gewaltig und in der Tat vergleichbar mit der Entdeckung der Vierdimensionalität der Raum-Zeit in der Physik, namentlich in der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie. Diese ungeahnte Freiheit im Hinblick auf die Behandlung von Raum und Zeit hatte gewaltige Auswirkung auf malerisches Schaffen. Die Bedeutung der bislang für absolut gehaltenen Geometrie eines Objektes wurde stark verändert: Geometrie reduzierte sich für die bildenden Künste im Kubismus bloss noch zu dem was in der Schriftstellerei sozusagen die Grammatik war. Dadurch, dass man ein Objekt gleichzeitig von verschiedenen Seiten betrachten konnte, wurde die Zeit, die man sonst benötigt hätte, um den Gegenstand herum zu laufen, effektiv in das Bild integriert, und die Raum-Zeit wurde zur Tatsache, so wie in der relativistischen Physik! Auch hier finden wir wieder eine erstaunliche Koinzidenz zwischen Kunst und Wissenschaft vor.

 


Futurismus

 

 

Im Futurismus (1909-1930) wurde der Kubismus zusätzlich bildlich dynamisiert. Die literarische Szene wurde von ihm stärker berührt wurde als die Malerei. Die Sprache wurde durch den Futurismus um den Begriff der ,Avantgarde’ bereichert.

 


Surrealismus

 

 

Der Surrealismus (1920 – heute) richtete sich nach dem 1. Weltkrieg gegen die abendländischen Wertevorstellungen. Man suchte die Befreiung von Zwängen, man suchte den ganzen Menschen, sein wirkliches Denken, ohne rationale Kontrolle. Der Alltag bekam Platz, die Träume von Menschen, der Zufall im Leben, das Wunderbare. Eine symbolhafte Formensprache zog ein, und Verbindungen zur Tiefenpsychologie, zur Psychoanalytik und Traumdeutung der Archetypen wurden manifest.

 

Und wieder erkennen wir Koinzidenz und Synchronizität (C.G. Jung) zwischen surrealer Kunst und der damals sich erhebenden Wissenschaft der Psychologie (Freud).

 


Expressionismus

 

 

Der Expressionismus (1911-1950) aus lat. ,expressio’ für ,Ausdruck’ richtet sich erneut gegen gesellschaftliche Tradition, im besonderen auch gegen die damals bereits einigermassen etablierte Bewegung des Impressionismus. Der Begriff Expressionismus wird als ‚Kunst des gesteigerten Ausdrucks’ übersetzt. Am vordergründigsten ging es den Künstlern um den unmittelbaren Ausdruck ihrer eignen inneren Gefühle. Den Impressionismus empfanden die Expressionisten als erstarrt. Sie verstanden den impressionistischen Stil so, dass er zu wenig mit dem subjektiven Ausdruck des Künstlers zu tun hatte. Der impressionistische Ausdruck war ihnen ein zu flüchtig und oberflächlich dargestellter Augenblick. Es fehlte das seelische Element. Die Expressionisten wollten den Betrachter ihrer Kunst emotional bewegen und seelisch ansprechen. Die Maler versuchten ihre leidenschaftlichen elementaren Erlebnisse unmittelbar ins Bild umzusetzen. Enttäuschung, Trauer, Freude, Müdigkeit, Schmerz und Angst sind Beispiele für solche Gefühle und Empfindungen, und sie sollten sich in den Bildern widerspiegeln. Durch die mitunter spontane Pinselführung zeichnet sich der Expressionismus in seinen Werken durch vorwiegend grobe Formen aus; auch Deformation und Flächenhaftigkeit wurden zum Stilelement. Die dominierenden Farben kontrastieren zu den Formen und werden als unmittelbarer Ausdruck erlebt. Die Wirklichkeit wird nicht naturgetreu wiedergegeben, ihr Abbild wird auf höhere Daseins-Ebenen geführt: die Psychologie zieht in die Malerei ein!

Bei Kandinsky (1866-1944) erhielt der Expressionismus gar eine geistige Dimension: Die neuen Bilder sollten sich in eine Entwicklung der Kunst einreihen, in der die einzelnen Werke – bei aller Unterschiedlichkeit – auf der Ebene des ,Geistigen’ durch eine ,innere Notwendigkeit’ miteinander verbunden sind. In seinem Text ,Über die Formfrage’ schreibt Kandinsky, die Form eines Werkes sei »Ausdruck des inneren Inhaltes«, aber das Wichtigste sei, »ob die Form aus innerer Notwendigkeit gewachsen ist oder nicht«. Was das ,Geistige in der Kunst’ oder das ,Grosse Geistige’ ist, bleibt subjektiv. Im Grunde genommen ging es darum zu erklären, dass es bei allen äusseren Unterschieden doch so etwas wie eine Seelenverwandtschaft der Künstler und der Kunst gibt [aus: Kandinsky & Marc, »Der Blaue Reiter«, Kunst-Ausstellung bei der Fondation Beyeler, Riehen/Basel, HATJE CANTZ Verlag, Berlin, 2016].

 

Während also im Surrealismus erstmals seelische Komponenten wie Träume explizit in den Kunstausdruck einfliessen, geht der Expressionismus eine Entwicklungs-Stufe weiter und bezieht auch die geistige Ebene mit in den Ausdruck künstlerischen Schaffens ein.

 


Suprematismus

 

 

Beim Suprematismus (1915-1930) aus lat. ,supremus’ für ,der Höchste’ wird das reine Fühlen sowie das reine Empfinden in den Vordergrund gestellt. Trotz dieses Ansatzes wurde die Kunst meines Ermessens nicht konsequent genug in Richtung eines geistigen Bewusstseins, geschweige denn in die eines kosmischen Bewusstseins gestellt, und es blieb bei dieser künstlerischen Ausdrucksform im Wesentlichen bei geometrischen Fundamentalformen wie Kreis und Quadrat, verbunden mit einem dezidierten Zugang zur Farbe. Das schwarze Quadrat war zum Beispiel ein Grundbaustein. Und dennoch, ein Ansatz war sichtbar, seelische Bewegungs-Komponenten des Surrealismus und des Expressionismus sowie geistige Bewegungs-Komponenten des Expressionismus voran zu treiben zu noch Höherem, zu so genannt Spirituellem oder Kosmischem. 

 

So gesehen kam die Bewegung der Schweizer Künstlerin Emma Kunz (1892-1963) wesentlich weiter voran. Als Forscherin, Heilerin, Künstlerin und Seherin erarbeitete sie ihre eigene Formen- und Gestaltlehre, und viele Farben erhielten bei ihr klare Bedeutungen. Mit ihrem Kernthema der ,schöpferischen Offenbarung’ stiess sie im Sinne des Suprematismus ins Kosmische vor und verdient entsprechend volle Anerkennung. Das renommierte Kunsthaus Zürich zeigte 1999 Bilder von Emma Kunz zusammen mit Arbeiten von Joseph Beuys, Rudolf Steiner und Andrej Belyj. Thema waren die »Richtkräfte für das 21. Jahrhundert«! Emma Kunz wusste, dass die Interpretation ihrer Werke eine anspruchsvolle Aufgabe ist. »Die Zeit wird kommen, in der man meine Bilder verstehen wird« kündigte sie an. Ihre Werkstechnik umschrieb sie wie folgt: »Gestaltung und Form als Mass, Rhythmus, Symbol und Wandlung von Zahl und Prinzip«. Ihrer Ansicht nach gibt es – ihrer wundersamen medizinischen Heilerfolge zum Trotz – keine Wunder, sondern nur Gesetzmässigkeiten. Als Gestaltungsprinzip ist das System von Emma Kunz in das Konzept des Psycolorism eingeflossen, das darf gesagt sein.

 


Psycolorism

 

 

In eben ausgeführtem Sinne reiht sich der Psycolorism (1985 -) erstaunlich nahtlos in die Entwicklungs-Geschichte bildender Künste ein: Die bisherigen Farbenlehren werden gezielt ergänzt durch Farben der Chakren und der, auch daraus, abgeleiteten Farb-Dubletten des Aura-Soma Systems. So erhält Seelisches (Heart), Geistiges (Mind) und Kosmisches (Soul) endlich einen kategorischen Einzug in die Malerei; den Initialbewegungen, aus dem Surrealismus und dem Expressionismus heraus, sei Dank!

 

Der Rechtmässigkeit halber sei erwähnt, dass die Theorie der Chakren heute noch nicht überall auf gleich hohe Anerkennung stösst. Sie hat ihre Wurzeln sowohl im Hinduismus als auch im  tantrischen Buddhismus; ebenso sind Chakren in der tibetanischen Medizin bedeutungsvoll, und Einzug genommen haben sie via Grossbritannien um 1920 auch in die westliche Theosophie. Neuzeitliche Yogasysteme arbeiten ebenso mit Chakren. Und wer das Glück hat jemanden persönlich zu kennen, der zum Beispiel die Aura sehen kann, oder wer gar selber mit so einer Gabe beschenkt ist, der weiss, wie real diese Phänomene sind, fernab von Illusion oder Halluzination. Denn ja, das alles ist Teil eines wundersamen humanen Wahrnehmungs- und Kommunikations-Potentials.

 



psycolorism lässt ausblicken

Im Rahmen der fortschreitenden Entwicklung humaner Kultur, im Besonderen der bildenden Künste, birgt der Psycolorism erstmals folgenden umfassenden und systematischen Ansatz in sich: er umfasst Aspekte der Ästhetik, der Logik, der Erotik, der Ethik und der Mystik. Das Es, das Ich, das Über-Ich (Heart), das Selbst (Mind) sowie das Höhere Selbst (Soul) finden ihren ausdrücklichen weil kategorischen Platz [aus: Jurczek, »Das Sehnen der Seele – das wohltuende Gewicht der Liebe«: Schaubild, Kunst-Ausstellung bei der Collection Beyeler, Pratteln/Basel, ART-TECH Verlag, Lenzburg, 2015]. 

 

So gesehen hat sich der Psycolorism vor allem aus dem Expressionismus heraus entwickelt. Und beide sind damit getrieben worden vom Impressionismus und dessen eigenen lichtvollen Anfängen, wie zum Beispiel durch den des englischen Romantikers J.M. William Turner (1775-1851). Wie persönlich wahr das für mich ist: als Kind war ich vom Impressionismus sehr angetan, als junger Erwachsener leistete dies dann der Expressionismus, und jetzt stehe ich persönlich ein für den Psycolorism.

Der Kunstschaffende arbeitet hier in unterschiedlicher Ausprägung der Ahnung nach, der Logik nach, der Nase nach, der Freude nach, und der Stille nach. Das ist Teil des psycoloristischen Systems. Auf meiner Künstlerkarte steht denn auch seit Jahren der Text »Kunst schaffen durch Licht, Farbe und Freude«.

 

Der geneigte Leser spürt, wie stark der Psycolorism auch sprachlich gestützt ist. Mein alter Deutschlehrer am Gymnasium in Zug, der Bündner Dr. Werner Derungs, der selber noch im Benediktinerkloster zu Disentis (gegründet 700 nach Christus) in die Schule ging und in systematischem Gebrauch der Sprache auf hohem Niveau ausgebildet wurde, nannte die den Psycolorism stützenden Schaubilder die ,Diagonale der Welt’.

 

In einer Zeit wo sich Bilder bald nur noch aus Computer-Pixeln zusammensetzen, wo gar eine ,Virtuelle Realität’ projiziert wird, in einer Zeit des ungeduldigen Drückens digitaler Knöpfe, in einer Zeit mit Ausbildung voller Stress und mangelnder Muse, in einer Zeit voller Pseudo-Kommunikation via Internet, in einer Zeit mangelnder Über- und Weitsicht, in einer Zeit der Roboter im Dienstleistungssektor und der Drohnen im Krieg, in einer Zeit der Völkerströme verursacht durch Umwelt-, Religions- & Wirtschafts-Politik, in einer Zeit des schnellen Geldes und der kapitalen Verschuldung, in einer Zeit voller Zwänge und Abhängigkeiten, in einer Zeit wo aus scheinbar ökonomischen Gründen in gymnasialer Bildung ein Fach wie Kunstgeschichte von Lehrplänen gestrichen werden soll, wo Wissenschaftsgeschichte schon gar nicht erst Einzug erhält, ist es um so wichtiger, beide dieser Bildungssäulen hochzufahren und eine Brücke zu schlagen:

Denn der Mensch hat seit je her zwei Wurzeln: er ist immer Gläubiger und er ist immer Forschender, und erst wenn es uns gelingt, diese beiden Aspekte humanen Seins, mögen wir sie Religion und Wissenschaft nennen, oder mögen wir sie Liebe und Wahrheit nennen, oder mögen wir sie (Lebens-)Kunst und Forschung (& Lehre) nennen, zusammen zu führen – und dazu als erstes zumindest eine Brücke zu schlagen – erst dann sind wir ganz; oder wie es die ungarische Sprache so treffend zu sagen pflegt: ganz und dadurch gesund. Und zu genau so einer umfassenden Gesundheit und einer Art rundum Wohlgefühl sollen die energetisch aufgeladenen Bilder des Psycolorism explizit beitragen. Wird unser Innerstes berührt, so wird es zur Quelle.

 

praxis des psycolorism

Aus praktischer Sicht gebe ich gerne weiter, dass ich persönlich bei psycoloristischen Werksarbeiten entweder eine oder mehrere Aura-Soma Farbdubletten dem anvisierten Thema gemäss bewusst auswähle und dann mit dieser Farbpalette arbeite, oder zum Beispiel die Farbpalette nach bekannten tiefenpsychologischen Wirkungen von Farbkombinationen bestimme, oder einer Vorgabe von Emma Kunz folge, und damit ans Werk gehe.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, ein Werk frei von solcher Kenntnis zu malen und danach – wenn angebracht und überhaupt möglich beziehungsweise vorhanden – dominierende Farbpaare als Aura-Soma Dubletten zu identifizieren und mit Erstaunen festzustellen, dass das Kernthema der Werksarbeit tatsächlich mit der geschriebenen Bedeutung der Farbensysteme übereinstimmt. Wenn immer das der Fall ist, erfüllt mich eine mächtige Stille. Wesentlich ist, und ähnlich wie es Kandinsky und Marc in ihrem Almanach ,Der blaue Reiter’ gesagt haben, nämlich »ob die Form aus innerer Notwendigkeit gewachsen ist oder nicht«, sage ich »ob das Ergebnis von Innen heraus stimmig ist oder nicht, die Wirkung also in keiner Art und Weise erzwungen wurde«, und damit das Resultat schlichtweg authentisch erfolgte und wir damit in den Bannkreis wahren Erziehens und Empfangens gelangen.

 

 

 

Edmond Jurczek

Lenzburg, Januar 2017